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08.04.2020 / Hauptverein: Stellungnahme des VfL Waiblingen

Wie hart trifft Corona die Vereine?

Das Interviev mit Heidrun Gehrke vom Zeitungsverlag Waiblingen im Wortlaut.

2. April 2020

2. April 2020

HG: Wie sieht's gerade aus beim VfL Waiblingen? Wie erleben Sie die Stilllegung des öffentlichen Lebens? Wie reagieren Sie?

VfL: Auch für den VfL hat die Gesundheit seiner Mitarbeiter, Mitglieder, Kursteilnehmer oberste Priorität. Wir haben daher entschieden nach den Regeln der bis 15.Juni 2020 geltenden Corona Verordnung Baden- Württemberg alle Vereinsangebote, Veranstaltungen, Tätigkeiten der Geschäftsstelle bis zu einer offiziellen Entwarnung auszusetzen. Es ist schon ein komisches Gefühl leere VfL-Hallen und ein leeres VfL-Stadion zu erleben, wo hier doch normalerweise täglich mehrere hundert Sportlerinnen und Sportler ihrem Hobby nachgehen.

 

HG: Sportlich? (Spielbetrieb, Saisonprognose, was tun die Trainer, wie gestaltet sich das Tagesgeschäft der Gesamtvereinsvorstände, und das der Hauptamtlichen sowie der ehrenamtlichen Übungsleiter? Gibt's Kurzarbeit? Kündigungen...?)

VfL: Faktencheck: Der VfL in Zahlen:
  • 8.000 Sporttreibende
  • 3.000 Mitglieder
  • 20 Sportabteilungen
  • 12.000 Sportstunden pro Jahr
  • 200 Sportangebote pro Woche davon
  • 54 Kooperationen Schul-AG´s, Hortbetreuung und Kindergärten
  • 50 Kurse im Fitness-, Gesundheits- und REHA-Sport
  • 100 Funktionsträger 
  • 300 Übungsleiter/Trainer 
  • 18 Angestellte

Das alles musste auf nahezu Null heruntergefahren werden. Für unsere Trainer und Übungsleiter zunächst ein riesen Problem. Über Ostern geplante Trainingslager mussten abgesagt werden. Lange Zeit war unklar, ob und wie sich unsere Athleten auf Ihre weiteren Wettkämpfe vorbereiten sollen. Dabei ging es auch um Teilnahmen an Weltmeisterschaften und an den Olympischen Spielen – also um absolute Highlights in jeder Sportlerkarriere!

HG: Finanziell? (Welche finanziellen Probleme erwartet der VfL? Sind Rettungsschirme in Sicht?)

VfL: Durch die angeordnete Schließung können wir keine Fitness-, REHA- und Gesundheitskurse mehr anbieten, auch keine Schwimmkurse, Skiausfahrten und Sportangebote der Kindersportschule über die der VfL existenzsichernde Einnahmen erzielt. Die Durchführung der SpoWo in den Pfingstferien ist mehr als fraglich. Folgende Großveranstaltungen wie Stadtlauf und nun auch der Waiblinger Triathlon sind abgesagt, über die sich Sportabteilungen mit finanzieren. Derzeit belaufen sich die Mindereinnahmen für die Monate April bis Juni auf ca. 170.000,- €.

Aktuell mussten weitere Vereinsveranstaltungen wie Erste Hilfe Kurse für unsere Übungsleiter, die Auftaktveranstaltung zur Entwicklung eines vereinseigenes Jugendschutzkonzeptes, Sitzungen des Hauptausschusses und die Mitgliederversammlung auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
 
Das alles ist eine riesen Herausforderung.
 
Auch die Arbeitsplätze der festangestellten Mitarbeiter zu erhalten und die finanzielle Existenz des VfL gegen die nicht vorhersehbaren Risiken, wie den Ausfall von Einnahmen sowie die Zahlungsfähigkeit, so gut wie möglich abzusichern. Deshalb war es notwendig folgende Maßnahmen einzuleiten:
 
  • für die hauptamtlichen Mitarbeiter wurde nach gegenseitigem Einvernehmen von März bis Dezember Kurzarbeit beantragt.
  • die Geschäftsstelle wird geschlossen bis auf notwendige Ausnahmen wie Buchhaltung, Personal und Geschäftsführer
  • sofortiger Ausgabestopp im Gesamtverein ab einer Höhe von 300€
  • Aussetzung aller Vergütungen auch für nicht durchgeführte Trainerleistungen
  • Beantragung von staatlichen Überbrückungsbeihilfen
  • Prüfung zur Aufnahme eines rückzahlbaren Überbrückungsdarlehens

Rettungsschirme:

Seitens der Verbände tut sich in Richtung finanzielle Unterstützung noch wenig. Seitens der GEMA fallen zumindest aktuell keine Kosten an, auch online-Angebote sind abgegolten. Abrechnungskosten mit den Kostenträgern sind ebenfalls gestundet.

 

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat beschlossen (vgl. Pressemitteilung DOSB 12/2012), in Ergänzung zu den Forderungen an die Politik einen eigenen Solidarfonds mit einem Grundstock von einer Million Euro aufzulegen unter dem Titel „Erhalt der Vielfalt des Sports“. Der soll durch einen Spendenaufruf an die Öffentlichkeit zur Solidarität mit SPORTDEUTSCHLAND weiter aufgestockt werden. Inwieweit sich dieser runter gebrochen auf den VfL auswirkt, als einen Sportverein unter 90.000 in Deutschland, kann ich aktuell nicht einschätzen. Mehr ist mir nicht bekannt.

 

Was bleibt sind neben der Kurzarbeit „nur“ die staatlichen Unterstützungen für Unternehmer, die glücklicherweise auch für den Sportvereine mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern greifen. Daher die Hoffnung und die Bitte in Richtung Stadt und Gemeinderat:

 

  • Die bisherige Sportförderung in vollem Umfang beizubehalten und evtl. die 2. Rate zur Liquiditätssicherung vorzuziehen.
  • keine Hallenkosten zu berechnen für den Zeitraum der angeordneten Schließungen
  • Bestehende Verträge in der Ganztages-, Hortbetreuung und mit städtischen Kindergärten nicht auszusetzen, weil wir unverschuldet keines dieser Angebote durchführen können.

Ergänzung vom 7.April 2020:

Im Namen von Herrn Oberbürgermeister Hesky teilt uns der Fachbereich Kultur und Sport mit, ".. dass die Stadt im Hinblick auf die Miete für städtische Turnhallen und Sportstätten auf diese verzichten wird, solange die Nutzung unmöglich (verboten) ist. ... Darüber hinaus wird gleichzeitig die Vereinsförderung weitergewährt, so entsteht daraus - hoffentlich - eine kleine Überbrückungshilfe für die Vereine."


Der VfL Waiblingen bedankt sich sehr herzlich für diese schnelle und im Sinne der Vereine überaus positive Rückmeldung seitens der Stadt Waiblingen.

HG: Inwieweit und wo wirft die Corona-Krise den VfL und dessen zumindest mittelfristigen Planungen aus der Bahn?

VfL: Ganz klar, zunächst geht es um die Existenzsicherung des Vereins. Das kostet viel Zeit und Energie. Die existenzielle Grundlage und die Überlebensfähigkeit des Vereines sowie ein gesunder und gelingender Neustart nach Corona wird nur mit einer von allen getragenen Solidarität gelingen.
 
Dazu ist Loyalität aller gegenüber der VfL Gemeinschaft absolut notwendig. Nicht nur die der Vereinsmitglieder! Dazu gehört zunächst die Bereitschaft auf das liebgewonnene Sportprogramm für einige Zeit zu verzichten sowie alle Beiträge weiter zu bezahlen und auf Kündigungen zu verzichten.

Bedingt durch das notwendige Aussetzen des gesamten Sportbetriebs auf unbestimmte Zeit ist eine mittelfristige Planung schwierig. Keiner kann sagen, wann die Einschränkungen wieder aufgehoben werden. Zudem führt die Kurzarbeit aktuell dazu, dass Vieles unerledigt liegen bleibt und erst wieder aufgearbeitet werden muss.

Trotzdem begreifen wie die Corona Pandemie auch als Chance für die Weiterentwicklung des Vereins. Bspw. in der Digitalisierung unserer Sportangebote. Das hat für uns unverkennbar an Bedeutung gewonnen. Wir sind hoffentlich Anfang nächster Woche so weit, mit ersten Sportangeboten live online zu starten. Und wir sind kurz davor, unseren Abteilungen die im Januar bei unserem Sport Talk vorgestellte AIMO BewegungsApp im Rahmen eines Pilotprojektes zur Verfügung stellen zu können.
Aber nicht nur Digitalisierung ist ein zentrales Thema. Vieles kann neu gedacht und neu gestaltet werden: Ist unsere Struktur noch zeitgemäß? Im sportlichen Angebot genauso wie in der Vereinsorganisation. Inne zu halten und nachzudenken, was man besser machen oder wieder neu beleben könnte, dazu ist jetzt die richtige Zeit.
 


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